#BremenLebt. Umsonst und drinnen – und draußen
Clubkultur, Gentrifizierung, Lärmbelästigung. Um für die Vielfalt des Viertels zu werben und ein Zeichen zu setzen, riefen zahlreiche Veranstalter*innen am 08. Mai dazu auf, sich auf das Viertel einzulassen und die vielfältigen Clubs und Bars zu erkunden. Die Idee sprach sich schnell herum, und wurde umformuliert und so entstand eine Mischung aus kultigen Veranstaltungen in den Innenräumen mit einer Prise Viertelfest auf den Straßen.
Im Bremer Viertel, das seit Jahrzehnten bekannt ist als das Bremer Kulturviertel, kommt es immer wieder mal zu Streitigkeiten zwischen Clubszene und vereinzelten Anwohner*innen. Zu laut sei es geworden. Dabei sind die Lokalitäten wie die Lila Eule, das Eisen und etliche weitere nicht erst plötzlich seit ein paar Tagen, sondern bereits seit vielen Jahrzehnten ansässig. Ruhig war es hier also noch nie.
Um das zu verdeutlichen, versammelten sich in der Nacht zum Samstag tausende Menschen auf den Straßen. Und obwohl viele der Teilnehmenden entgegen des ursprünglichen Aufrufs des BremenLebt-Kollektivs wohl zum reinen Feiern gekommen sind, war es insgesamt doch ein friedliches und schönes Fest, das mit erstaunlich wenig Polizeipräsenz auskam.
Die Stadt Bremen und auch die Polizei war scheinbar von der Menschenmengen überrascht worden. Dabei war eine solche Situation absehbar gewesen, allein bei Facebook gab es im Vorfeld 8000 Zusagen – dass die nicht in die zahlreichen Kneipen und Bar im Viertel passen ist eine einfache Rechnung. Die Sielwallkreuzung wurde erst für Autos und Straßenbahnen gesperrt als es schon kein Durchkommen mehr gab.
Die Bremer*innen haben an diesem Abend das Viertel für sich erobert – so fühlte es sich zumindest an. Früher war es das Viertelfest, was mittlerweile zusammengeschrumpft wurde. Dabei hat die gestrige Nacht gezeigt, dass solche Veranstaltungen auch von alleine funktionieren. Wenn die Menschen sich solidarisch verhalten und Rücksicht aufeinander nehmen kann so was friedlich ablaufen. Die Polizei hat später ihr Aufgebot erhöht aber nicht eingegriffen. Sicherlich sollte zwei Tage vor der Wahl keine Diskussion über Eingriffe der Sicherheitsbehörden provoziert werden. Aber es war auch kein klar politischer Protest – da gehen die Sicherheitskräfte meist deutlicher vor.
Am Ende wurde noch angepackt, um zumindest ein wenig das Chaos aufzuräumen, das so eine Menschenmenge ja leider meistens hinterlässt.
BremenLebt hat die Vielseitigkeit des Viertels auf die Spitze getrieben und deutlich gemacht, dass ein Kulturraum wie dieser dringend benötigt wird. Dabei heißt eine lebendige Viertelkultur nicht rücksichtslos die Hemmungen ab der Sielwallkreuzung abzugeben, sondern miteinander weiter diesen wunderbaren Kulturraum mit Inhalt zu füllen und Gentrifizierung hier und überall entgegenzutreten. Möge das Viertel und noch lange erhalten bleiben.
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