Freie Luft für Freiluftpartys!
Am vergangenen Freitag riefen 5 Bremer Kollektive zur Demonstration für die unbefristete Verlängerung des Freiluftpartygesetzes auf, und gut 250 Menschen aus der Szene kamen und tanzten von der Neustadt bis ins Viertel.
Anlass war die Forderung der unbefristeten Verlängerung des Bremer Freiluftpartygesetzes, das am 22. März 2016 vorerst für ein Jahr auf Probe beschlossen wurde, nachdem die Szene ihrer Unzufriedenheit mit der damaligen Situation durch eine Demo öffentlich Ausdruck verliehen hatte (wir berichteten).
Nachdem es damals vermehrt zu Konflikten zwischen Veranstaltern, Behörden und der Polizei kam, kann heute eine erste Bilanz der Probezeit gezogen werden: Es ist kein Vorfall bekannt, in dem es zu Beschwerden kam. Vor Ort werden stets Müllsäcke bereit gestellt, es gibt regelmäßig Aufrufe an die Gäste die Flächen sauber zu hinterlassen, und viele helfen später noch beim Aufräumen mit. Auch gab es im letzten Jahr keine einzige Lärmbeschwerde von Anwohner*innen. Außerdem sorgen die Veranstalter dafür, dass für die Polizei während des Veranstaltungsverlaufs immer eine*n Ansprechpartner*in erreichbar ist, sollte es zu Problemen kommen.
Es gab keine einzige Beschwerde im letzten Jahr
Trotz dieses sehr positiven Ergebnisses gibt es allerdings noch Verbesserungsbedarf seitens der Behörden. Einige Beiräte haben gleich mehrere geeignete Flächen kategorisch ausgeschlossen, ohne den Veranstaltern überhaupt eine Chance zu geben beweisen zu können, dass die Ängste vor Lärm und Verschmutzung unbegründet sind. Die Veranstalter fordern, dass ein Ausschluss erst nach vorliegenden Beschwerden möglich ist, anstatt von vornherein den Raum zu entziehen.
Keine kategorische Flächensperrung ohne Begründung!
- die unbefristete Verlängerung des Gesetzes
- Aufhebung der Begrenzung auf 4 Veranstaltungen pro Fläche und Jahr
- ein beschleunigtes Anmeldeverfahren, um die Organisation und Durchführung zu verbessern, was gerade bei Open Air Partys einfach wichtig ist
- die Abschaffung der Obergrenze von 300 Gästen
Miriam Strunge (Linke) und Wilko Zicht (Grüne) hatten das Freiluftpartygesetz auf Probe, das in dieser Form bundesweit einzigartig ist, im letzten Jahr vorangetrieben und waren auch am Freitag mit Redebeiträgen vor Ort. Miriam Strunge lobte die Veranstalter und die ganze Szene für ihr Engagement, und Wilko Zicht bedankte sich bei der Bremer SPD sowie der Polizei für ihre Unterstützung und Kooperationsbereitschaft. Wir hoffen, dass wir weiterhin auf solch starke politische Unterstützung bauen können.
Lob von Seiten der politischen Unterstützer*innen
Die Demo war eine richtige kleine Parade, bestehend aus drei Wagen, die von den Bremer Partykollektiven Conartism, Br1nk3, We Change The Weather und U-con Music, sowie Shackadelic liebevoll und detailverliebt hergerichtet wurden, und auf denen die Künstler*innen der Kollektive zeigten, was sie draufhaben. Es war eine Demo für etwas, anstatt dagegen, und diese Botschaft wussten alle Beteiligten zu vermitteln. Die Ordner sorgten für einen reibungslosen Ablauf, die Stimmung war entspannt, und auch die Bremer Polizei verhielt sich angenehm ruhig und hilfsbereit.
Tatsächlich fühlte ich mich ein kleines bisschen an Zeiten erinnert, als Paraden mit elektronischer Musik eine neue ganz eigene Protestkultur an die Öffentlichkeit trugen; eine Kultur die etwas erschafft, etwas aufbaut, die eine Stadt zu einem lebenswerten Kulturraum macht, und Menschen zusammenbringt. Mit dem erneuten Schritt in die Öffentlichkeit und ihrer vorbildlichen “Probezeit” hat die Bremer Szene gezeigt, dass sie sich das Recht auf Partys mehr als verdient haben.
Wir wollen eine lebendige Stadt, eine Stadt in der Kultur aufblühen kann! Wir wollen einen Lebensraum, in dem jede Subkultur ihren Freiraum hat, anstatt im Keim erstickt zu werden. Eine Stadt die ihre Kultur erstickt, ist bald ein Friedhof.
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