Social-Media als Radikalisierungsplattform
In einer neuen Studie, die im Auftrag der Rosa-Luxemburg-Stiftung erstellt wurde, haben Klaus Boehnke, Anne Leiser und Ăzen OdaÄ an drei Standorten in Deutschland zu âSozialen Medien als Radikalisierungsplattform fĂŒr Proteste gegen GeflĂŒchteteâ geforscht. Ihre Ergebnisse stellte Leiser nun zusammen mit Horst Kahrs und Norbert Schepers am 23.03.17 um 18:30 im Kukoon in Bremen vor.
In ihren Untersuchungen analysierten sie Diskurse in sozialen Medien, verschiedene Online-Dokumente sowie Printmedientexte im Jahr 2016 bezĂŒglich Protesten gegen GeflĂŒchtete bzw. Einrichtungen fĂŒr GeflĂŒchtete in den jeweiligen StĂ€dten.
Anne Leiser stellte zu Beginn die Studie vor. An diesen Vortrag schloss sich eine Fragerunde aus dem Publikum an, welche die verschiedenen Standpunkte und das Design der Studie noch einmal genauer beleuchteten.
In den Sozialen Medien war die gĂ€ngige Argumentation beispielsweise ein mangelndes SicherheitsgefĂŒhl, die ErzĂ€hlung vom Asylmissbrauch und oder der angeblich ĂŒberdurchschnittlichen KriminalitĂ€t bei GeflĂŒchteten. GĂ€ngige Klischees also, die sich schon lĂ€ngst auch in der Mitte der Gesellschaft wiederfinden und ĂŒber die rechte Einzelpersonen und Gruppen einen leichten Zugang in den Mainstream erlangen.
Bremen, Halle (Saale) und Stuttgart wurden aufgrund unterschiedlicher Kriterien ausgesucht. Bei dem Vergleich der Standorte fiel auf, dass im Hinblick auf die Zeitungsberichte keinen nennenswerten inhaltlichen Unterschiede auffĂ€llig wurden, jedoch was den Umfang betraf. In Stuttgart, wo im VerhĂ€ltnis die wenigstens GeflĂŒchteten aufgenommen wurden, waren im Vergleich 6 mal so viele Berichte als in Bremen, wo im VerhĂ€ltnis am meisten GeflĂŒchtete aufgenommen wurden.
Am Ende wurde noch einmal darauf hingewiesen, dass diese Studie nur ein Tropfen auf den heiĂen Stein ist, nicht unbedingt reprĂ€sentativ ist, aber zeigt, dass Forschung in diesem Feld zukĂŒnftig weiter verfolgt werden sollte.
Wie auch schon in der Studie zu lesen, tragen das Internet und die sozialen Medien zwar zu einer Enthemmung bezĂŒglich der ĂuĂerung rassistischer Positionen bei, die Sozialen Medien selbst sind aber nicht eindeutig Quelle einer Radikalisierung. Soziale Medien als Plattform bieten vielmehr die Möglichkeit von Akteur*innen aus dem rechten Spektrum eine Radikalisierung voranzutreiben und stĂ€rken zudem die KampagnenfĂ€higkeit rechter Individuen und Organisationen. Dies schlieĂt wiederum auch die Organisierung von (gewaltsamen) Protesten gegen GeflĂŒchtete mit ein.