The Interview – Viel Lärm um…ja, was eigentlich?
Nach den Hackerangriffen auf das Studio Sony hat dieses den Film „The Interview“, der in der Woche vor Weihnachten in die amerikansichen Kinos kommen sollte, abgesagt. Von vielen Seiten wurde das Studio für seine Entscheidung kritisiert.
Der Film von Seth Rogen und Evan Goldberg handeln von einem Boulevard-Talkshowhost (James Franco) und seinem Produzenten (Rogan). Als die beiden die Chance bekommen Nordkoreas Herrscher Kim Jong-Un (Randall Park) zu interviewen, werden sie von der CIA-Agentin Lacey (Lizzy Caplan) angeheuert, den Alleinherrscher umzubringen.
Natürlich wurde der Film schon vor der Veröffentlichung in Nordkorea mit Kritik aufgenommen. Der echte Kim Jong-Un kündigte schon im Juni Konsequenzen an, sollte der Film tatsächlich gezeigt werden („If the US administration allows and defends the showing of the film, a merciless counter-measure will be taken“). Nach Angaben von Sony scheint das nun der Fall zu sein. Die Hackerangriffe sollen aus Nordkorea kommen.
Doch warum gab Sony nach, um dann wieder zurückzurudern? Zum einen schien Sony die Situation etwas brenzlicher zu sehen, als z.B. US-President Obama. Das mag auch daran liegen, dass der japanische Mutterkonzern im direkten Umfeld Nordkoreas liegt – im Falle eines Angriffs wären vermutlich Südkorea und Japan die direkten Leidtragenden. Den Druck aus den USA hat Sony dann aber nicht standhalten können und vermutlich auch gesehen, welche Werbung das für den Film ist. An irgendwelche Verschwörungstheorien, Sony hätte das alles komplett inszeniert, glaube ich nicht.
Die Veröffentlichung in den USA, unter anderem auf Internet-Plattformen wie Youtube, Xbox, Google und Sonys eigener Website für knapp 5$, war dann ein Geniestreich. Es war selten einfacher, einen aktuellen Kinofilm mal kurz nebenbei zu schauen. Alle können nun herausfinden um was es bei dem Skandal eigentlich geht – ohne ins Kino gehen zu müssen. Nach eigenen Angaben hat Sony so auch bereits über 15 Millionen $ eingenommen.
Natürlich konnte auch ich nicht widerstehen und musste mal schauen, um was der ganze Lärm gemacht wird – die Antwort: um nichts bzw wenig.
The Interview wird, wie so viele Filme mit Seth Rogen und James Franco, von der Chemie der beiden getragen. Die Witze bleiben flach und mehr als die Hälfte davon zündeten bei mir so gar nicht. Der Film ist nicht mehr als eine Ansammlung von Tropes, zweideutligen Wortspielen und Witzen und satirischer Darstellungen verschiedener Film-Genres. Insgesamt eine alberne Spion-Satire, die weder neu und frisch, noch wirklich bissig ist. Die Kombo aus Rogen und Franco konnte mich dennoch das ein oder andere Mal zum Lachen bringen, aber mehr kam da nicht bei raus. Wer den Film „Ananas Express“ der beiden liebte, wird hier gewissen Ähnlichkeiten entdecken, aber enttäuscht sein. Doch mehr will der Film vermutlich auch gar nicht. Rogen und Goldberg wollten wohl nur eins: provozieren – und das ist ihnen gelungen.
Das mag so klingen, als sei es also nicht so schlimm gewesen, hätten wir diesen Film nie zu Augen bekommen. Doch um den Film geht es in der ganzen Debatte gar nicht. Es geht um die Freiheit der Kunst und auch um die Freiheit der Meinungsäußerung. Hätte Sony diesen Film nie mehr veröffentlicht, wäre dies ein echter Skandal gewesen, egal wie gut oder schlecht der Film ist. In westlichen Demokratien ist Kritik und auch manchmal Veralberungen der Herrschenden ein wichtiger Teil der öffentlichen Meinungsbildung – und auch kein Problem: Wie oft haben US-Shows wie Family Guy, South Park oder Saturday Night Live amtierende Präsidenten parodiert oder Dikatoren aus aller Welt lächerlich gemacht? Es gehört dazu. Satire macht die Herrschenden zu Menschen und ermöglicht einen humoristischen Zugang zur Politik.
In Deutschland ist der Film noch nicht verfügbar. Die Plattformen sind nur über amerikanische IP-Adressen erreichbar.
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