Rückblick: Antisemitismus in Deutschland und Europa, eine Veranstaltung der Heinrich-Böll-Stiftung
Antisemitismus in Europa ist ja leider wieder ein aktuelles Thema, nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa. Jedoch haben wir Menschen die in Deutschland leben eine besondere Verantwortung diesen zu bekämpfen.
So hatte die Heinrich-Böll-Stiftung Bremen den renomierten Professor Andreas Zick zum Thema Antisemitismus in Deutschland und Europa eingeladen. Als Ort für diese Veranstaltung wurde die Villa Ichon gewählt. Ich frage mich ob die Böll-Stiftung mit Absicht gewählt hat? Immerhin gab es an diesem Ort schon mehrmals Veranstaltungen wo Linker Antisemitismus verbreitet wurde. Trotz oder vielleicht auch gerade wegen des Veranstaltungsortes wurde diese gut besucht. Schön zu sehen, dass so ein kompliziertes Thema rund 50 Menschen verschiedensten Alters in die Villa Ichon lockten.
Herr Prof. Zick führte die Veranstaltung locker und ließ viele Zwischenfragen und Diskussionen zu. Am Anfang führte er in das Konzept von Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit ein. Es wurden Korrelationen zwischen verschieden Formen von Menschenfeindlichkeiten erläutert und gleichzeitig aufgeführt, auf welche Daten sich sein Vortrag beruft.
Als nächstes erklärte er verschiedene Blickwinkel und Herkünfte von Antisemitismus. Prof. Zick verwies dabei besonders auf die Mythen in der Gesellschaft, egal ob alte religiös bedingte wie „Christusmörder“ oder neue politische wie „die jüdische Weltverschwörung“.
Daraufhin wurden in verschiedene Konzepte von Antisemitismus eingeführt.
Traditioneller Antisemitismus betrifft Fragen und Aussagen wie: „Juden haben auf der Welt zu viel Einfluss“.
Sekundärer Antisemitismus dreht sich um die Opfer/Täterfrage und kann mit Aussagen wie: „Die Juden nutzen die Shoa aus, um Profit zu machen“, beschrieben werden.
Israel bezogener Antisemitismus ist die Gleichsetzung des Staates Israels mit den Juden.
Nationalsozialistisch-vergleichende Israelkritik trifft auf Dinge wie „Israel begeht einen Vernichtungskrieg an den Palästinensern“ oder „der KZ Gaza-Streifen“ zu.
All diese verschiedenen Antisemitismusformen wurden in Kontext gesetzt und in ihrer Häufigkeit sowohl nach Bundesländern als auch nach acht EU-Mitgliedsstaaten Bremen als Bundesland ganz gut weg, wobei meiner Meinung nach die Zahlen immer noch zu hoch sind. Deutschland lag im EU-Vergleich meist leicht über dem Durchschnitt. Jedoch sind Zahlen das eine, Taten zur Veränderung das andere. Hierbei wurde ganz kurz Pegida aber auch die Mitte-Studie angesprochen.
Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit muss bekämpft werden, denn wo eine Ausprägung abgebaut wird, hat dies auch positive Wirkung auf den Abbau anderer Arten von Menschenfeindlichkeit.
Ich persönlich fand den Vortragenden Andreas Zick sehr gut verständlich und er hat für mich dieses Thema in einer lockeren, jedoch dem Thema angemessen Würde herüber gebracht. Auch fand ich seinen Umgang mit Einwürfen a la „die ganzen Moslems die kommen sind antisemitisch“ gekonnt und souverän. Entwaffnend das Argument, dass diese sich nur der Mehrheitsmeinung anpassen und es in dieser Hinsicht keine signifikanten Unterschiede zwischen Muslimen und anderen Gruppen gäbe.
Vorträge wie diese schaffen es hoffentlich, dass in Deutschland jüdische Kultur irgendwann nicht mehr täglich von der Polizei geschützt werden muss. Dafür müssen wir aber alle auch etwas tun.
Etwas negative Kritik muss es jedoch geben.
Mir fehlte einerseits die Thematisierung des „Linken Antisemitismus“ gerade eben in diesen Räumen und andererseits Kritik an der Bundesregierung welche eine „Expertenkomission gegen Antisemitismus ohne Juden“ einberufen hat. Dies kann aber natürlich auch an der zu knappen Zeit und dem hohen Diskussionensbedarf der Besucher*innen gelegen haben. Hier ist ein weiterer Kritikpunkt, dass zwei Stunden und ein so kleiner Raum dem Thema nicht gut getan haben. Ich hoffe, das wird beim nächsten mal mitgedacht.
Ansonsten eine tolle Veranstaltung und ich danke der Heinrich-Böll-Stiftung Bremen für die Ausrichtung.
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